pte20041027024 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Biometrie und Medienbeeinflussung bei Big Brother Awards

Fachjury und Publikum vergeben jährliche Auszeichnung


Wien (pte024/27.10.2004/11:50) Zum sechsten Mal sind gestern, Dienstag, am Abend des Nationalfeiertags die Big Brother Awards Austria http://www.bigbrotherawards.at unter dem Motto "Teer und Federn" im Wiener Flex verliehen worden. Eine breit gefächerte Jury wählte Hutchison Austria, die Linzer Discothek "WON", die Innen- und Justizminister von vier EU-Mitgliedsstaaten, Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, die Wiener Amtsärzte und die Linz Strom GmbH aus der Liste der Nominierten, die nach Angaben der Organisatoren "heuer besonders lang war". Neben der "besonderen Tücke" oder "Alltäglichkeit des Falls" sind auch die bereits eingetretenen negativen Folgen für die Gesellschaft ein Kriterium für die Vergabe. In anderen Fällen wiederum war das soziale Schadenspotenzial einer technischen Anwendung oder Gesetzgebung der Anlass verantwortlich für eine Nominierung

Der Mobilfunkanbieter Hutchison Austria erhielt für die Verbesserung des von T-Online so genannten "friendfinder"-Dienstes einen Award. Der "3FriendFinder" ist ein neues Feature. Damit ist es möglich, einen anderen "3"-Kunden auf Knopfdruck zu lokalisieren. Im Unterschied zum älteren System, das nur ungefähr funktionierte, wird dank GPS der Standort des georteten Handys auf einer Karte am Display auf wenige Meter genau dargestellt.

In der Kategorie "Business und Finanzen" wurde der neue Grazer Vergnügungstempel "World of Nightlife" (Disco Won) für die Einführung von Überwachungstechnologien in den Freizeit-Alltag nominiert. Ein knappes Dutzend unscheinbar angebrachter Webcams überträgt live ins Netz. Zusätzlich verwenden die Veranstalter noch eine Biometrie-Applikation für die Abnahme von Fingerabdrücken. Wegen langer Warteschlangen wurde das System vorübergehend stillgelegt.

Die Innen- und Justizminister der EU-Mitgliedsländer Schweden, Frankreich, Irland und England wurden in der Kategorie Politik nominiert. Sie fordern in ihrem Richtlinien-Vorschlag zu "Data Retention", alle Kommunikationsdaten (Telefon, E-Mail, Internet, P2P, ICQ, etc.) präventiv drei Jahre oder sogar länger zu speichern. Dies steht in krassem Widerspruch zur EU-Richtlinie und nationalen Datenschutzgesetzen. Diese werden de facto aufgehoben, sollte diese Richtlinie in Kraft treten.

Aufgrund von Verletzungen in der ärztlichen Schweigepflicht erhielten auch die Wiener Amtsärzte stellvertretend für alle anderen Amtsärzte in der Kategorie Behörden und Verwaltung eine Auszeichnung. Grund dafür war das Brechen der ärztlichen Schweigepflicht und die Weitergabe persönlicher Daten von Patienten.

Die Kategorie Lifetime Achievement wurde dieses Jahr in "Lebenslanges-Ärgernis-Elisabeth-Gehrer-Preis für die nachhaltigste Annäherung an die Romanvorlage 1984" umbenannt. Die Motivation lieferte der Vorschlag, die Betragensnote 60 Jahre lang zuspeichern.

Die Linz Strom Gmbh erhielt aufgrund des medialen Vorgehens in der Causa Powerline-Technologie den People´s Choice Award. Laut Organisatoren hat das Unternehmen versucht, die Medienberichterstattung über Funkstörungen, die im Zusammenhang mit dieser Technologie entstanden sein sollen, massiv zu beeinflussen.

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Aussender: pressetext.austria
Ansprechpartner: Franz Ramerstorfer
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