pte20080430023 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Siemens: Gewinneinbruch höher als erwartet

Korruptionsaffäre und Kraftwerksbau belasten Konzernergebnis


Probleme beim Bahn- und Transrapid-Geschäft schmälern Gewinn (Foto: siemens.de)
Probleme beim Bahn- und Transrapid-Geschäft schmälern Gewinn (Foto: siemens.de)

Berlin/München/Frankfurt am Main (pte023/30.04.2008/12:15) Der deutsche Technologiekonzern Siemens http://www.siemens.de muss nach einem herben Einbruch im zweiten Quartal rund zwei Drittel seines Gewinns einbüßen. Als Folge massiver Probleme im Kraftwerksbau und in der Zugsparte hat das Unternehmen zudem sein Ergebnisziel 2008 drastisch abgesenkt. Neben der Korruptionsaffäre belasten Siemens zudem Sanierungskosten für das zum Verkauf stehende Telefonanlagengeschäft SEN. Dies drückte den Gewinn im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 412 Mio. Euro. Selbst Analysten hatten in ihren Vorhersagen mit 451 Mio. Euro weitaus optimistischere Prognosen ausgegeben. Wie Siemens heute, Mittwoch, bekannt gab, ging der operative Gewinn "nur" um ein Drittel von 1,78 Mrd. auf 1,2 Mrd. Euro zurück, der Umsatz sei jedoch um zwei Prozent auf insgesamt 18,1 Mrd. Euro angestiegen, so Siemens.

"Insgesamt ist das Ergebnis des Unternehmens auch operativ nicht wirklich befriedigend. Als positiv betrachte ich jedoch den gegenwärtigen Auftragsbestand. Dass der Gewinneinbruch so hoch ausfällt, hat viele Analysten zwar überrascht, dennoch gibt dies der Aktie wieder ein wenig Auftrieb. An diesen Strohhalm kann man sich klammern", sagt Ascan Iredi, Leiter Aktienhandel bei der Deutschen Postbank http://www.postbank.de , im Gespräch mit pressetext. Laut dem Experten seien die heiklen Themen Kraftwerksbau, SEN, Zugsparte und nicht zuletzt auch die Korruptionsaffäre nichts Neues. "Der jüngste Kontrollbericht aus den USA hat letztlich nur bestätigt, was ohnehin vermutet wurde. Somit treffen die über nahezu alle Siemens-Bereiche hinweg prognostizierten Schmiergeldzahlungen über rund 1,3 Mrd. Euro zu", unterstreicht Iredi.

Trotz massiver Belastungen aus Großprojekten, wie Pannen bei Comino-Straßenbahnen und den Kosten für ein Transrapid-Projekt in Schanghai sowie Verlusten bei IT-Dienstleistungen, die das Unternehmen auf insgesamt 857 Mio. Euro beziffert, wurden die Zuwächse beim Auftragseingang von 15 Prozent auf 23,4 Mrd. Euro gesteigert. Dennoch blickt Siemens-Chef Peter Löscher pessimistisch in die Zukunft und stellt in Aussicht, dass das operative Ergebnis aller Voraussicht nach nur noch auf Vorjahresniveau liegen werde. Grund dafür ist die verlustreiche Verkaufsabwicklung der SEN-Sparte, was dazu beigetragen hatte, dass über 7.000 Stellen wegfallen sollen (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080228001 ). Experten sehen Siemens jedoch auch von den zu erwartenden Kosten der Korruptionsaffäre und damit verbundener Umbauprogramme gebeutelt.

Obwohl die Überprüfung der Problemprojekte Löscher nach bereits abgeschlossen sein soll, scheinen die Erwartungen bezüglich einer Gewinnsteigerung in 2008 angesichts der Querelen vorerst in den Wind geschrieben, so Insider. Überraschend gut lief das Geschäft hingegen in der Sparte Automatisierungstechnik, der Medizintechnik und der Sparte Energieübertragung. Für den Konzernumbau sowie die Folgen aus der Korruptionsaffäre belaufen sich die Kosten laut Siemens auf rund 506 Mio. Euro, die schwer auf dem Konzerngewinn lasten. Löscher zeigt sich jedoch vorsichtig optimistisch und betonte: "Wir halten an unseren Zielen für 2010 fest." Trotz der Probleme wurden die Zahlen an der Börse weitgehend positiv aufgenommen. Bei Redaktionsschluss dieser Meldung (11:15 Uhr) notiert die Aktie mit einem leichten Plus von 1,06 Prozent bei 74,33 Euro.

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