pte20080603017 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Lehman Brothers auf der Suche nach Kapital

"Keine Strategie, sondern eine Notwendigkeit des Marktes"


Rating-Agentur sieht US-Investmentbanking im Abschwung (Foto: pixelio.de, Stefan)
Rating-Agentur sieht US-Investmentbanking im Abschwung (Foto: pixelio.de, Stefan)

New York/München (pte017/03.06.2008/10:43) Die US-Investmentbank Lehman Brothers http://www.lehman.com will sich voraussichtlich frisches Kapital in Höhe von bis zu vier Mrd. Dollar besorgen. Wie das Wall Street Journal heute, Dienstag, unter Berufung auf Börsenkreise berichtet, könnte der finanzielle Bedarf auf den ersten Quartalsverlust seit dem Börsengang vor 14 Jahren hindeuten. Die Bank kämpft im Zuge der US-Finanzkrise derzeit mit erheblichen Belastungen durch Absicherungsgeschäfte. So gehen Analysten sogar davon aus, dass Lehman Brothers bei den am 16. Juni veröffentlichten Zahlen für das zweite Quartal einen Verlust von mehr als 300 Mio. Dollar ausweisen könnte. "Lehman hat nach wie vor offene Positionen auf dem Hypothekenmarkt, so werden sie Kapital brauchen, um die Situation durchstehen zu können", zitiert das Blatt UBS-Analystin Glenn Schorr. Ähnlich sieht dies BayernLB-Bankenanalyst Frank Wohlgemuth gegenüber pressetext: "Kapital zu beschaffen, ist keine Strategie, sondern eine Notwendigkeit des Marktes, schließlich ist dieser sehr volatil und die Krise noch längst nicht ausgestanden."

Im Detail hadert der rund 20.000 Mitarbeiter zählende und den Schwerpunkt vor allem auf festverzinsliche Wertpapiere legende Finanzriese laut dem Bericht mit Belastungen über etwa zwei Mrd. Dollar. Mit den umfangreichen Absicherungsgeschäften, die mittlerweile scheinbar dazu geführt haben, dass das Geld in den Kassen fehlt, sollten weitere Verluste auf dem US-Immobilienmarkt abgesichert werden. Als eine erste Reaktion auf die neuen Hiobsbotschaften brachen die asiatischen Aktienmärkte weiter ein. Zum Yen rutschte der Dollar auf 104,15 Yen von 104,40 Yen am Montagabend. Wegen der Spekulationen hatten die Lehman-Aktien zuvor mehr als acht Prozent nachgegeben. Die Stimmung an den internationalen Märkten ist jedoch auch durch die aktuellen Prognosen der Rating-Agentur Standard & Poor's getrübt, die nicht nur bei Lehman, sondern auch bei Merrill Lynch und Morgan Stanley Kurseinbrüche sehen.

Aber auch bei der Bank of America und J.P. Morgan musste Standard & Poor's den eigenen Ausblick auf "negativ" revidieren. Auch wurden die negativen Bewertungen wie ebenso die künftige Entwicklung für die Citigroup der aktuellen Marktsituation entsprechend verhalten beurteilt. Da diese Beispiele die gesamte Verfassung der Branche widerspiegeln, ist von einer anhaltenden Schwäche im Bereich Investmentbanking auszugehen. Zudem sollten die Sorgen vor weiteren Abschreibungen in der gleichen Größenordnung wie in den Quartalen zuvor mitberücksichtigt werden, so die Rating-Agentur. Die aktuelle Krise bescherte dem kleinsten der vier großen Wall-Street-Investmentbanken seit dem vergangenen Juni einen Aktienkursrutsch von mehr als 50 Prozent von ehemals 80 auf nunmehr 34 Dollar. Von der Talfahrt ausgenommen sieht Standard & Poor's hingegen die Deutsche Bank, Credit Suisse, Goldman Sachs, die UBS sowie die US Bancorp und Wells Fargo.

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