pte20080609030 Unternehmen/Wirtschaft, Umwelt/Energie

Ölpreis: Mittelfristige Entspannung unwahrscheinlich

Hohe Steuern und nationale Förderinteressen verhindern Investitionen


Johannes Benigni und Christoph Capek (Foto: fotodienst.at)
Johannes Benigni und Christoph Capek (Foto: fotodienst.at)

Wien (pte030/09.06.2008/13:40) "Die Ölpreissteigerungen von 17 Dollar in nur zwei Tagen sind zwar rational nicht mehr nachzuvollziehen, dennoch erwarte ich einen weiteren Anstieg der Preise. Nachlässe sind hingegen mittelfristig nicht zu erwarten", so Johannes Benigni, Geschäftsführer JBC Energy http://www.jbcenergy.com , auf Nachfrage von pressetext. Angesichts der angespannten Ölpreise von zuletzt 140 Dollar je Barrel fordert der Experte aber auch die Politik national wie global auf, den Steuervorteil von Diesel zu reduzieren. So sei Österreich mit einem Verbrauchsanteil von 0,31 Prozent am globalen Ölmarkt "keine Insel mehr, sondern abhängig vom internationalen Marktgefüge", sagt Christoph Capek, Geschäftsführer des Fachverbands der Mineralölindustrie Österreichs http://portal.wko.at/wk/kontakt_dst.wk?DstID=308 , gegenüber pressetext.

Neben dem Staat sehen die Fachleute aber auch den Spotmarkt in Rotterdam ausschlaggebend für den Treibstoffpreis an den heimischen Tankstellen. Zudem müssten externe Faktoren wie die internationale Wirtschaftsentwicklung der Schwellenländer, der Wechselkurs des Dollars zum Euro und die Raffineriekapazitäten und Lagerbestände mitberücksichtigt werden. "Auch sollte man nicht die politischen Ereignisse in den Krisenregionen sowie Wetterkatastrophen in ihren Auswirkungen auf die Preisgestaltung vernachlässigen", so Capek weiter. Wegen der nach wie vor steigenden Preise will Benigni jedoch nichts von einem erreichten oder bereits überschrittenen Ölfördermaximum wissen. So brauche man sich noch keine Gedanken über eine Ölverknappung machen. Vielmehr hätten sich die Rahmenbedingungen für internationale Ölkonzerne wie Royal Dutch Shell, BP oder Exxon Mobil mittlerweile radikal geändert.

"Der sogenannte ,Peak Oil' ist gegenwärtig nicht das entscheidende Thema. Für die Ölmultis ist es teurer geworden, den wertvollen Rohstoff zu fördern. Dies lässt sich nicht nur am Beispiel Offshore-Tiefseebohrungen erkennen, sondern setzt sich bei nationalen Interessen der Exportländer fort", verdeutlicht Benigni. In Anbetracht der gestiegenen Preise wüssten die Scheichs und politischen Machthaber in den Ölförderländern um den Wert der Ressource und würden viel zu oft für ausländische Unternehmen die Tür schließen. Zudem seien die Steuern häufig zu hoch, sodass Investitionen auf der Strecke blieben, so Benigni. Trotz der politischen Querelen steigt die weltweite Nachfrage durch den Mehrbedarf der Schwellenländer drastisch an. So betrug die Weltrohölnachfrage 2007 rund 86 Mio. Barrel am Tag, was gegenüber 2006 einen Anstieg um 1,2 Prozent bedeutete. Dieser Zuwachs ergab sich aus einem Mehrbedarf in Nicht-OECD-Ländern, zwei Drittel des zusätzlichen Bedarfs entfielen hingegen auf Asien.

Die Erdölproduktion in Österreich ist 2007 gegenüber dem Vorjahr in etwa gleich geblieben und betrug inklusive sogenannter Natural Gas Liquids 944.741 Tonnen nach 944.600 Tonnen 2006. "Österreich liegt beim Mineralölverbrauch im internationalen Marktgefüge bei einem Anteil von 0,31 Prozent am gesamten Weltmarkt und rund 1,7 Prozent EU-weit", fügt Capek auf Nachfrage von pressetext hinzu. Die weltweite Erdölproduktion lag mit 85,5 Mio. Barrel pro Tag knapp über dem Vorjahresniveau von 85,3 Mio. Barrel am Tag. Zudem waren 2007 weltweit 657 Raffinerien mit einer Jahres-Verarbeitungskapazität von etwa 4,2 Mrd. Tonnen in Betrieb. In Europa hingegen betrug die Raffinerienanzahl 116. So bleibt Europa weiterhin importabhängig. Die Alpenrepublik bezieht den Rohstoff neben Kasachstan, Libyen, dem Irak, Syrien und Saudi-Arabien auch vom Iran. Daneben seien aber auch Algerien, Nigeria, Russland, Venezuela und Tunesien von Bedeutung.

(Pressefotos zur Veranstaltung finden Sie unter http://www.fotodienst.at/browse.mc?album_id=1807 zum Download)

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