pte20080610037 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Deutsche kapitulieren vor Preiswillkür bei Gas

Regionale Unterschiede lassen Verbraucher bis zu 600 Euro mehr zahlen


Erdgaspreise schießen kontinuierlich nach oben (Foto: pixelio.de, Claudia Hautumm)
Erdgaspreise schießen kontinuierlich nach oben (Foto: pixelio.de, Claudia Hautumm)

Heidelberg (pte037/10.06.2008/13:45) Deutsche Gaskunden müssen wegen der Kopplung an den Ölpreis im Norden und Südwesten im Vergleich zum Bundesländerschnitt bis zu 600 Euro mehr ausgeben. Einer Erhebung des unabhängigen Verbraucherportals Verivox http://www.verivox.de nach, stiegen die Preise seit Januar 2005 bis heute für die Endverbraucher um 31 Prozent. Die zwischen den einzelnen Bundesländern bestehenden Preisunterschiede führen dazu, dass Kunden im Vergleich zum Vorjahr bis zu 319 Euro mehr für Gas ausgeben müssen. "Da der Gaspreis nach wie vor an den Ölpreis gekoppelt ist und ein Barrel Öl rund 140 Dollar kostet, sehe ich vor allem im Hinblick auf die langfristigen Lieferverträge der Versorger mit den Großhandelslieferanten auf internationaler Ebene keine Entspannung. So bleiben der Politik weitgehend die Hände gebunden", sagt Verivox-Pressereferent Thorsten Storck gegenüber pressetext.

Inzwischen setzt sich die Rally fort. So kündigten rund 100 Gasversorger für Juni und Juli an, Preiserhöhungen von durchschnittlich 7,6 Prozent durchzusetzen. "Ab Herbst müssen die Verbraucher im Schnitt mit Steigerungen von rund zehn Prozent rechnen - noch höhere Preise nicht ausgeschlossen", so Storck auf Nachfrage von pressetext. Im Detail kommen die Energieexperten bei der Auswertung ihrer Daten zu dem Schluss, dass das günstigste Erdgas derzeit bei den Stadtwerken im niedersächsischen Stade zu bekommen ist. Dort zahlt ein Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Jahr 1.086 Euro. Im Vergleich zu diesen Rekordwerten fand man niedrige Preise hingegen bei den Stadtwerken Pforzheim mit 1.150 Euro, Kempten mit 1.163 Euro und Buxtehude mit 1.180 Euro pro Jahr.

Tief in die Tasche greifen müssen Verbraucher vor allem bei den Stadtwerken im norddeutschen Wismar. Hier liegen die durchschnittlichen Kosten für den Verbrauch in dem beschriebenen Haushalt bei horrenden 1.672 Euro jährlich. Ebenfalls teuer sind die Stadtwerke Saarlouis (1.665 Euro), Pasewalk (1.648 Euro) sowie Weißwasser (1.640 Euro). Die enormen Preisunterschiede in der Bundesrepublik sehen Wirtschaftswissenschaftler als historisch bedingt. Vor allem wegen des nach wie vor fehlenden Wettbewerbs könnten die Versorger ihre Preise relativ frei festlegen. Dies führe mitunter dazu, dass manche Konzerne diese Situation ausnutzen und ihre Marktmacht stärker durchsetzen als andere Mitbewerber, so die Analysten. Die Energieunternehmen selbst begründen die regionalen Unterschiede mit differenziert zu betrachtenden Kostensituationen.

Vor allem in Ostdeutschland hätte man in den 1990er Jahren sehr viel investieren müssen, sodass die Rechnung dafür heute noch von den Verbrauchern zu zahlen ist, so die Argumentation. Angesichts erwarteter Preissteigerungen für Herbst geht Verivox nicht von einer mittelfristigen Entspannung aus. Hierbei seien die rechtlichen Verträge der Versorger mit den Produzenten in Russland oder Norwegen problematisch. Erst am Wochenende hatte man in Regierungskreisen sogar von Preissteigerungen von bis zu 40 Prozent gesprochen. "Diese Zahl bewerte ich als eine Art Warnschuss, wobei sie auf die internationalen Gesellschaften bezogen zu sein scheint", sagt Storck abschließend.

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