pte20080616023 Unternehmen/Wirtschaft, Umwelt/Energie

Saudis sorgen für Entspannung beim Ölpreis

Gesteigerte Förderkapazitäten ab Juli nur kurzfristige Maßnahme


Ölpreis fällt nur kurzfristig (Foto: pixelio.de, Robert Prax)
Ölpreis fällt nur kurzfristig (Foto: pixelio.de, Robert Prax)

Riad/Dubai/Singapur/Wien (pte023/16.06.2008/11:51) Saudi-Arabien als weltweit größter Erdölexporteur will ab Juli seine bisherige Fördermenge um rund 200.000 Barrel pro Tag erhöhen, um die wachsende Nachfrage am Markt bedienen zu können. Zu diesem Beschluss kam es nach Gesprächen des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon mit dem saudischen König Abdullah. Aktuellen Berichten nach steht vor allem die Reduktion des zuletzt massiv angestiegenen Ölpreises im Vordergrund. Da Saudi-Arabien derzeit das einzige OPEC-Land ist, das über zusätzliche Förderkapazitäten verfügt, wolle man die Mengen im gegenseitigen Interesse weiter ausbauen. Bereits im Mai hatte das Königreich die Ölfördermenge um 300.000 Barrel ausgeweitet. "Dass die Saudis kein Öl mehr haben, hört man oft, ist aber Unfug. Vielmehr wird angestrebt, die vorhandenen Reserven über einen längeren Zeitraum zu verteilen und zu kontrollieren", sagt David Wech, Head of Energy Studies bei JBC Energy http://www.jbcenergy.com , gegenüber pressetext.

Nach dieser in Branchenkreisen als hoffnungsvoll bewerteten Nachricht gab der Ölpreis in der neuen Handelswoche leicht nach. So kostet ein Barrel US-Leichtöl der Sorte West Texas Intermediate zur Auslieferung im Juli am frühen Montagmorgen "nur mehr" 133,58 Dollar, nachdem der Preis noch vor einer Woche bei knapp 140 Dollar lag. Mit diesem Wert, der um 1,28 Dollar unter dem Handelsschlusspreis vom Freitag der vergangenen Woche liegt, hofft man angesichts der Ankündigung nun auf eine nachhaltige Preisentspannung. Auch ein Barrel der in Europa führenden Nordseesorte Brent verbilligte sich zeitweise um mehr als einen Dollar auf 134,05 Dollar. Dass der saudi-arabische König die Preise selbst als "unmoralisch hoch" einschätzt, dürfte den Unmut in den Importnationen aufs erste besänftigt haben. Ob die Ausweitung der Förderkapazitäten langfristig zu einer Verbesserung führen wird, bleibt laut Experten jedoch offen. "Bei Förderkapazitäten-Erhöhungen geht es mehr um Psychologie als um tatsächlich längerfristige Preissenkungen", meint Wech auf Nachfrage von pressetext.

Im Detail sehen die saudischen Pläne tägliche Fördermengen von 9,7 Mio. Barrel vor. Ersten Informationen des Ölministers Ali al Naimi gegenüber der Zeitung The National wolle man als größter Ölproduzent der Welt für den 22. Juni eine Krisenkonferenz veranstalten, an der internationale Förderer, Abnehmer und Ölkonzerne wie Royal Dutch Shell, BP oder auch Exxon Mobil teilnehmen sollen. Einem Bericht der New York Times nach soll als Ergebnis der Konferenz eine Produktionssteigerung um 500.000 Barrel bekannt gegeben werden. Kurz vor den Äußerungen des UN-Generalsekretärs hatte der saudi-arabische Fernsehsender Al Arabija noch berichtet, dass der Umfang der geplanten Produktionssteigerungen entgegen der Meldungen noch nicht endgültig festgelegt worden sei. "Von einer solchen Konferenz sollte man nicht zu viel erwarten. Die OPEC hat hingegen nur geringen Handlungsspielraum", so Wech. Angesichts des hohen Ölpreises befürchten Experten, dass sich ohne sofortige Maßnahmen eine globale Inflation einstellt, die das Wirtschaftswachstum bremsen könnte.

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