pte20080617003 Technologie/Digitalisierung, Politik/Recht

Google macht sich für Netzneutralität stark

User sollen mit Tools ihre Internetverbindung unter die Lupe nehmen


Santa Clara (pte003/17.06.2008/06:10) Der Suchmaschinenbetreiber Google bricht eine Lanze für die Netzneutralität und entwickelt derzeit Programme, mit denen User ihre Breitbandinternetverbindung prüfen können. Auf diese Art können die zahlenden Kunden herausfinden, ob ihr Provider die Geschwindigkeit bestimmter Dienste einschränkt oder gänzlich blockiert. Laut Roger Whitt, Senior Policy Director bei Google, will der Konzern auf diese Weise die Netzneutralität fördern, berichtet das IT-Portal TheRegister. "Neutrale Netzwerke sind eine Grundvoraussetzung für die Entwicklung innovativer Dienste und Applikationen im Web", so Whitt im Rahmen einer Diskussion an der Universität in Santa Clara.

Die Google-Applikationen sollen Provider durchsichtig machen, so das erklärte Aufgabenziel der Programme. Nähere Angaben zu einer Veröffentlichung oder zu technischen Details machte Whitt hingegen nicht. "Wir wollen unseren Usern in jedem Fall Tools in die Hand geben, mit denen sie ihre DSL-Verbindung unter die Lupe nehmen und feststellen können, was mit ihrem Zugang passiert", verspricht Whitt. "Somit können sie es ihre Provider wissen lassen, falls sie mit dem Ergebnis unzufrieden sind oder annehmen, dass bestimmte Webangebote manipuliert sind." Google ist nicht das erste Unternehmen, das derartige Software anbietet. So haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Sofwaresysteme (MPI-SWS) http://www.mpi-sws.mpg.de erst kürzlich ein Java-Applet entwickelt, das P2P-Bremsen in Netzwerken aufspürt (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080528031).

Die Ambitionen aus dem Hause Google begründet Whitt damit, dass seitens der ISPs keine transparente Firmenpolitik betrieben werde. Darum würde der Suchmaschinenbetreiber diese Aufgabe nun übernehmen, so Whitt. Vor allem in den USA sind User sensibilisiert, seit die Filesharing-Bremsen des US-Providers Comcast öffentlich geworden sind. Vor einigen Monaten hatten Filesharing-Unternehmen, darunter BitTorrent, Comcast vorgeworfen, P2P-Datenverkehr absichtlich zu drosseln. Auf Drängen der FCC versuchte der US-Provider schließlich mehr Transparenz in der Netzwerkpolitik zu zeigen. Man ging mit einem Rechtekatalog für Provider, P2P-Unternehmen und User an die Öffentlichkeit und versprach, die bisher verfolgte Praxis aufzugeben (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080416029).

Provider führen gegen Filsharing-Datenverkehr wiederholt die Belastung für die Netzwerke als Argument ins Treffen, wohingegen die P2P-Unternehmen auf die Gleichheit aller Nutzer pochen und Beschränkungen scharf kritisieren. An seine Grenzen stößt die Politik der Netzneutralität zwar noch nicht, allerdings nehmen datenintensive Services laufend zu. Gerade hier könnte es in Zukunft jedoch wichtig sein, Prioritätsklassen für bestimmte, zeitkritische Daten zu vergeben. Anders könnten Dienste wie Web-TV oder Video-On-Demand Probleme mit der Auslieferung des Contents bekommen.

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