pte20080718025 Forschung/Entwicklung

Diabetesforschung will Amputationsrate verringern

Neu entdecktes Protein macht Hoffnung


Antibiotika derzeit effektivstes Mittel gegen Amputationen (pixelio.de/Catfriend)
Antibiotika derzeit effektivstes Mittel gegen Amputationen (pixelio.de/Catfriend)

Bristol/Leipzig (pte025/18.07.2008/13:45) Britische Forscher haben ein Protein lokalisiert, das dafür verantwortlich gemacht wird, dass es bei Diabetes-Patienten zu Gliedmaßenamputationen kommen muss. Die Forscher der Uni Bristol http://www.bristol.ac.uk fanden heraus, dass dies der Protein-Rezeptor p75NTR sei. "Gerade bei Diabetes kann es sehr schnell dazu kommen, dass selbst kleinste Verletzungen dazu führen, dass wir amputieren müssen", sagte Michael Stumvoll, Experte für Diabetes an der Universität Leipzig, auf pressetext-Nachfrage.

Alleine in Großbritannien werden wöchentlich 100 diabetesbedingte Amputationen durchgeführt. Dabei handle es sich vor allem um Beine und Füße. "Diabetes führt zu Verschlüssen kleinster Gefäße und bei Diabetes Typ II auch zu Verschlüssen größerer. Dadurch werden Gliedmaßen nicht mehr durchblutet", erläutert Stumvoll. Aus physikalischen Gründen seien gerade die unteren Extremitäten davon betroffen.

Die britischen Forscher fanden heraus, dass der Protein-Rezeptor p75NTR wohl dazu beiträgt, dass dieser Prozess weiter verstärkt wird. Im Zuge der Wundheilung werden normalerweise Blutgefäße produziert, die schnellstmöglich die Wunde wieder verschließen. Laut der Studie verhindert p75NTR aber genau diesen Vorgang. "Natürlicherweise findet sich dieser Rezeptor nicht in den Blutgefäßen produzierenden Zellen, doch bei Diabetespatienten schon", erläutern die Wissenschaftler. Im Mausversuch haben sie nachgewiesen, dass ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von p75NTR und dem Absterben von Gliedmaßen besteht. "Der Rezeptor scheint die Zellen zu entmutigen neue Blutgefäße zu produzieren", erklären sie weiter.

"Das Problem bei Diabetikern ist, dass sie oftmals gar nicht mitbekommen, dass sie eine Wunde haben", sagt Stumvoll. Denn neben einem Verschluss der Gefäße kommt es zudem zu einer Nervenerkrankung, wodurch die Patienten kein Gefühl mehr in Fuß oder Bein haben. "Dann reicht schon ein nicht bemerktes Taschentuch im Schuh aus, dass sich eine Blase unterm Fuß bildet und diese kann sich bei Nichtbehandlung entzünden", so Stummvoll. Dies sei oftmals der Anfangspunkt für eine spätere Amputation. Um dieser entgegenzuwirken, werden die Betroffenen mit Antibiotika beziehungsweise mit speziell geformten Schuhen behandelt. "Die verletzte Stelle muss quasi schweben und es darf kein Druck auf sie aufgeübt werden. Dann heilt es auch wieder gut ab", fährt Stumvoll fort. Kritisch werde es jedoch, wenn die Verletzung den Knochen erreicht. Dann komme man oftmals an einer Amputation des Fußes oder des Unterschenkels nicht mehr vorbei.

Noch könne nicht von einem Durchbruch in der Diabetesbehandlung gesprochen werden, sagt Iain Frame, von der charity Diabetes UK: "Erst müssen die Ergebnisse der Tierversuche beim Menschen bestätigt werden." Die Bristoler-Forscher hoffen jedoch in Zukunft, das Protein gezielt ersetzen zu können und so die Amputationsrate zu senken.

(Ende)
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