pte20080915015 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Lehman-Pleite: 613 Mrd. Dollar Schulden

Regierung verweigert Hilfe - Aktienmärkte in Alarmstimmung


Schwarzer Tag für Lehman Brothers (Foto: lehman.com)
Schwarzer Tag für Lehman Brothers (Foto: lehman.com)

New York/Charlotte/Frankfurt (pte015/15.09.2008/12:00) Die in der Nacht auf heute, Montag, bekannt gewordene Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers erschüttert die Finanzwelt. Wie das Wall Street Journal berichtet, hat das Institut nach vergeblichen Rettungsversuchen nun Gläubigerschutz beantragt. Trotz großer Anstrengungen war es dem fünftgrößten US-Investmenthaus am Wochenende nicht gelungen, einen Investor zu finden. Wegen der schlechten Geschäftszahlen hatten Institute wie die Bank of America oder die Barclays Bank schon im Vorfeld ausgeschlossen, Lehman zum Schnäppchenpreis von zuletzt 2,53 Mrd. Dollar zu kaufen. Bereits mit Stichtag 31. Mai belief sich die gesamte Verschuldung des Traditionskonzerns auf 613 Mrd. Dollar. Damit übertrifft Lehman selbst die Pleite des Junk-Bond-Hauses Drexel Burnham Lambert im Jahr 1990. Aber auch Merrill Lynch spürt die Krise und wurde für 50 Mrd. Dollar von der Bank of America übernommen.

"Die Lehman-Pleite kam mehr oder weniger überraschend. Denn am Ende einer Krise stehen fast immer Hiobsbotschaften. Nun bleibt nur noch abzuwarten, inwieweit sich der Markt bereinigen wird", verdeutlicht Ingo Kreisinger, Leiter Aktienhandel Frankfurt bei der Baader Wertpapierhandelsbank http://www.baaderbank.de , im Gespräch mit pressetext. Laut dem Insider sei das US-Finanzsystem aber noch weit davon entfernt, existenziell bedroht zu sein. "Bei den Verhandlungen am Wochenende wird man sich auch in Regierungskreisen sehr genau überlegt haben, was man zumuten und was man nicht verantworten kann", fügt Kreisinger hinzu. Dennoch beschert der Zusammenbruch von Lehman den internationalen Börsen die mit Abstand schwierigste Belastungsprobe. US-Finanzminister Henry Paulson hatte am Wochenende klar signalisiert, dass der Staat nicht jeden in die Bredouille geratenen Finanzdienstleister retten könne.

Mit der Ankündigung dürfte das für die US-Regierung zu verkraftende Absicherungsmaß erschöpft sein. Erst vergangene Woche hatte man die beiden Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac mit einer 200 Mrd. Dollar teuren Verstaatlichung vor dem Aus bewahrt. Fachleute befürchten mit dem Ende Lehmans nun einen Flächenbrand, der eine Kettenreaktion mit sich bringen könnte. "Dass sich Lehman nicht mehr lange über Wasser halten wird, war spätestens Ende Mai abzusehen. Zudem hätte man Jahre vorher entsprechend gegensteuern müssen, um einen Zusammenbruch zu verhindern", unterstreicht Kreisinger auf Nachfrage von pressetext. Somit scheinen die Ängste nach einer Ausweitung der Krise nicht unbegründet zu sein. Mit der Übernahme von Merrill Lynch bleiben somit nur noch Morgan Stanley und Goldman Sachs als Investment-Banken übrig.

Die Krise zeigt ihre Auswirkungen auch hierzulande. Banken und Broker gingen für den Handelsstart angesichts der Neuordnung der US-Finanzwelt von einem Minus von zwei Prozent auf 6.100 Punkte in Frankfurt aus. Erste Anzeichen für einen zeitweisen Abschwung lassen sich unter anderem darin erkennen, dass der Dax-Future zur Eröffnung um 8 Uhr gar um 251,5 Punkte auf nur 5.982 Zähler absackte. Somit wird ein Unterschreiten der Tiefstände dieses Jahres nicht länger ausgeschlossen. Trotz der Unruhe im Markt geben sich das deutsche Bundesfinanzministerium, die Finanzaufsicht sowie die Deutsche Bundesbank zuversichtlich und verweisen auf einen "engen Kontakt mit ihren jeweiligen internationalen Partnerbehörden". Auch halten sich die Engagements deutscher Kreditinstitute bei Lehman "in einem überschaubaren Rahmen und sind verkraftbar", heißt es. In Japan und China lassen sich wegen eines Feiertags noch keine Entwicklungen bei den Kursbewegungen ablesen.

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