pte20080916038 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Börsencrash: Ausverkauf geht gnadenlos weiter

Bankentitel nach "schwarzem Montag" international unter Druck


Anleger trennen sich auch in Europa von Bankentiteln (Foto: pixelio.de, Daniel Gast)
Anleger trennen sich auch in Europa von Bankentiteln (Foto: pixelio.de, Daniel Gast)

Tokio/Hongkong/London/New York (pte038/16.09.2008/13:55) Nach der Pleite von Lehman Brothers und dem Notverkauf von Merrill Lynch an die Bank of America stürzen die Kurse an den weltweiten Handelsparketten massiv in die Tiefe. Sowohl in Japan als auch in Australien, Südkorea, Singapur und Hongkong färbten sich die Börsen tiefrot. Feiertagsbedingt rutschte der 225 Werte umfassende Nikkei erst heute, Dienstag, zum Handelsauftakt erstmals seit März dieses Jahres unter die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten. Aber auch an den europäischen Aktienmärkten herrscht Endzeitstimmung. So verlor der Dax in der Spitze rund zwei Prozent und schloss mit nur 5.950 Punkten. Zudem sackte der Leitindex der FTSE 100 der Londoner Börse um 1,5 Prozent ab, wobei auch der Pariser Index CAC 40 stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Nachdem alle drei Ratinagagenturen ihre Bewertungen für den bis vor kurzem noch weltgrößten Versicherer AIG abgesenkt haben, befürchten die Investoren nun weitere Zusammenbrüche in den Vereinigten Staaten (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080916023). Um jetzt ähnliche Verwerfungen im Euroraum zu verhindern, haben die Europäische Zentralbank und die Bank of England den Banken den zweiten Tag hintereinander zusätzliche Gelder zur Verfügung gestellt, um Liquiditätsengpässe im Interbankenmarkt zu verhindern. Dies scheint dringend nötig zu sein. Nach dem gestrigen Lehman-Konkurs hatten die Finanzmärkte in den USA einen "schwarzen Montag" erlebt, der den US-Leitindex Dow Jones zum Börsenschluss den stärksten Einbruch seit der Wiederaufnahme des Handels nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 bescherte. So verlor der Dow Jones 4,42 Prozent auf 10.917,51 Punkte.

Trotz des Kollapses in den USA zeigen sich deutsche Finanzinstitutionen optimistisch und verweisen auf die Vermeidung unnötiger Panik. So sprach Bundesbankpräsident Axel Weber am Montagabend in den ARD-Tagesthemen davon, dass "eine Sorge um die Stabilität des deutschen Finanzsystems oder der deutschen Bankenwelt überhaupt nicht gerechtfertigt ist". Vielmehr wolle er ein "Signal der Entspannung" senden, da "Aufgeregtheit nicht angezeigt ist". Dennoch trennten sich die Anleger in Frankfurt vor allem von Commerzbank-Aktien, die um bis zu 10,8 Prozent auf 14,19 Euro einbrachen. Gegenüber pressetext sagte ein Händler: "Commerzbankbestände wurden gestern von uns verkauft. Schließlich weiß man nicht, was noch kommen wird. Zudem ist die Übernahme der Dresdner Bank mit ihrer Investment-Sparte Dresdner Kleinwort noch frisch und es ist schwer abzuschätzen, wie stark diese betroffen ist."

Doch nicht nur die Commerzbank leidet unter der Zurückhaltung der Anleger. Wie die Financial Times Deutschland berichtet, geraten auch die Papiere der Deutschen Bank zunehmend in Bedrängnis und schlossen gestern Abend mit 8,3 Prozent im Minus bei 53,22 Euro. Auch die Postbank konnte ihren Kurs nicht halten und musste über fünf Prozent einbüßen. Mit Spannung fiebern die Börsianer der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed entgegen, die am Abend um 20:15 Uhr nach Börsenschluss in Europa bekannt gegeben wird. Analysten gehen davon aus, dass die Notenbanker Zinssenkungen signalisieren und sich zu den Ereignissen der vergangenen Tage äußern. Seit April dieses Jahres liegen die US-Zinsen bei zwei Prozent. Unterdessen hat die Europäische Zentralbank den Banken in der Eurozone zusätzlich 70 Mrd. Euro und die Bank of England 20 Mrd. Pfund zur Verfügung gestellt.

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