pte20080923021 Unternehmen/Wirtschaft, Umwelt/Energie

US-Rettungspaket lässt Ölpreis explodieren

Prognostizierter Nachfrageboom und US-Bankendilemma belasten


Ölpreis unterliegt heftigen Schwankungen (Foto: pixelio.de, Stephan Dietl)
Ölpreis unterliegt heftigen Schwankungen (Foto: pixelio.de, Stephan Dietl)

New York/Singapur/Frankfurt (pte021/23.09.2008/11:30) Das von der Bush-Administration vorgesehene 700 Mrd. Dollar schwere Rettungspaket zur Stützung der Finanzmärkte hat dem Ölpreis den höchsten Tagesanstieg in seiner Geschichte beschert. Wie das Wall Street Journal heute, Dienstag, berichtet, kostete ein Barrel Rohöl am Montagnachmittag im elektronischen Handel an der New Yorker Börse vorübergehend 130 Dollar, bevor der Preis wieder leicht nachgab und bei 122,60 Dollar schloss - ein Gesamtplus von 18,05 Dollar. Der bis dato höchste Ölpreisanstieg wurde am 6. Juni 2008 erreicht, damals verzeichnete man ein Gesamtplus von lediglich 10,75 Dollar an nur einem Handelstag. Das in seiner Ausgestaltung bislang nicht konkretisierte Notplanpaket der US-Regierung (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080922029) lässt Händler von einer Wirtschaftserholung ausgehen, die dazu führen könnte, dass Investitionen steigen und so die Ölnachfrage anzieht.

Die derzeitige Ölpreis-Rally führen Insider aber auch auf die aktuelle Schwäche des Dollars zurück. Erst gestern verlor dieser erneut an Wert und notierte bei nur 1,48 Dollar. Am Freitag genügten noch 1,44 Dollar um einen Euro zu kaufen. Dieser Anstieg um fast vier Cent binnen eines Handelstages war ebenfalls einer der größten seit der Einführung des Euro 1999. Einem Bericht der Financial Times Deutschland nach hat sich der Ölpreis mittlerweile wieder leicht stabilisiert und verbilligte sich im asiatischen gegenüber dem US-Handel für ein Barrel der Sorte WTI um 0,3 Prozent auf 109,03 Dollar. Nordseeöl der Marke Brent wurde sogar um 0,4 Prozent günstiger bei 105,66 Dollar je Fass gehandelt. Da sich die Skepsis über das US-Paket weiter im Markt bemerkbar macht, suchen Investoren zunehmend Zuflucht in sicheren Werten wie Öl oder Gold (pressetext berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=080918026).

Als weitere Ursache für den plötzlichen Ölpreisanstieg verweisen Branchenexperten auch auf die Folgen der Wirbelstürme "Gustav" und "Ike" im Golf von Mexiko. US-Regierungskreisen zufolge seien 89,2 Prozent der seegestützten Ölförderungen weiter außer Betrieb, wobei auch bei den Raffinerien viele Anlagen noch nicht wieder angefahren wurden. Verzögerungen bei den Lieferungen hätten somit zu Versorgungsängsten geführt, heißt es. Der hohe Ölpreis und die Zweifel am US-Rettungspaket drückten am Montag die Stimmung an der Wall Street. Wie das Wall Street Journal berichtet, büßte der Leitindex Dow Jones 372,75 Punkte oder rund 3,3 Prozent ein und schloss bei 11.015,69 Zählern. Damit verlor der Index einen Teil der in der vergangenen Woche erzielten Gewinne wieder. Aber auch der S&P-500-Index gab um 3,82 Prozent auf 1.207,09 Punkte nach. Vor allem Finanztitel gehören zu den großen Verlierern.

Dass wegen der Lehman-Pleite vom vorigen Montag die beiden übrig gebliebenen Institute Morgan Stanley und Goldman Sachs gestern ihren Status als Investmentbank verloren haben, dürfte die internationalen Märkte weiter beunruhigt haben. "Dass die beiden Institute nun als normale Geschäftsbanken den alteingesessenen US-Finanzdienstleistern Konkurrenz machen, halte ich in der gegenwärtigen Krisensituation für ausgeschlossen. Erst einmal muss die Krise überstanden werden", erläutert Ascan Iredi, Leiter Aktienhandel bei der Deutschen Postbank http://www.postbank.de , gegenüber pressetext. Diese Einschätzung erscheint angesichts des Notverkaufs der bisher drittgrößten Investmentbank Merrill Lynch für 50 Mrd. Dollar an die Bank of America sowie der Verstaatlichung des größten US-Versicherers AIG für 85 Mrd. Dollar plausibel (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080917022).

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