pte20080929019 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Konsortium verhindert Kollaps von Hypo Real Estate

Aktie verliert über 60 Prozent an Wert - Managementwechsel gefordert


Experte sieht Geschäftsführung gescheitert (Foto: hyporealestate.de)
Experte sieht Geschäftsführung gescheitert (Foto: hyporealestate.de)

München/Frankfurt am Main (pte019/29.09.2008/11:56) Der Kollaps des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate http://www.hyporealestate.de ist abgewendet. Wie die Bank heute, Montag, bekannt gab, eilt ein deutsches Finanzkonsortium mit mehreren Mrd. Euro zu Hilfe. Die Finanzspritze soll Medienberichten nach den Umfang des Refinanzierungsbedarfs der Gruppe auf absehbare Zeit abdecken. So würden die kurz- bis mittelfristigen Kreditlinien den Finanzriesen vom Einfluss der "weitgehend funktionsfähigen internationalen Geldmärkte" abschirmen. Auch wird man "diese Geldmärkte auf absehbare Zeit nicht mehr in Anspruch nehmen müssen", sagte Hypo-Real-Estate-Vorstandsvorsitzender Georg Funke. "Das aktuelle Statement des Dax-Konzerns ist irreführend und spiegelt nicht den Ernst der Lage wider. Funke muss die Belastungen schon vor einem dreiviertel Jahr gewusst haben. Insofern gaukelt man den Aktionären etwas vor. Ich plädiere nach wie vor dafür, dass das gesamte Management ausgewechselt wird", so Dieter Hein, Geschäftsführer des Research-Unternehmens fairesearch http://www.fairesearch.de , gegenüber pressetext.

Die schlechten Nachrichten bescherten der Aktie des Unternehmens einen Kellerrutsch. Bei Redaktionsschluss (11:33 Uhr) notiert der Hypo-Real-Estate-Anteilsschein mit einem Minus von 60,96 Prozent bei nur noch 5,45 Euro. Die Refinanzierungshilfen dürften das Vertrauen der Aktionäre nicht stärken. Wie das Handelsblatt heute unter Berufung auf involvierte Regierungs- und Finanzkreise berichtet, belaufen sich die Finanzierungshilfen auf bis zu 35 Mrd. Euro. Damit sei die Refinanzierung des angeschlagenen Immobilienfinanzierers bis zum Ende des kommenden Geschäftsjahres sichergestellt. Zudem müssten die Bayern nur den Teil der in Aussicht gestellten Notkredite verzinsen, den sie auch tatsächlich in Anspruch nehmen, heißt es. Unterdessen kündigte Funke im Zuge der Abschreibungen deutliche Folgen für die Beteiligung an der irischen Finanzierungstochter Depfa an. Eine Dividendenausschüttung bis zum Ende 2008 sei wegen der dramatischen Rettungsaktion eher nicht zu erwarten, so Funke.

Bei der Gruppe der deutschen Finanzinstitute, deren Zusammensetzung zunächst nicht weiter bekannt war, soll es sich um ein Bankenkonsortium, darunter private und öffentlich-rechtliche Banken, handeln. Auch diese hatten durch den Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers große Schwierigkeiten (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080925023). Wie nun bekannt wurde, haben sich an der Rettungsaktion neben der Bundesbank auch die Finanzaufsicht BaFin beteiligt. Beide Behörden teilten im Rahmen der Finanzierungszusagen mit, dass "die Marktfähigkeit der Hypo-Real-Estate-Gruppe dadurch gesichert ist". Einem Bericht der Financial Times Deutschland nach sei die Marktfähigkeit massiv in Frage in Frage gestellt worden sein. Laut Insidern habe sich die Depfa für langfristige Projekte, für die sie selbst Geld verliehen hatte, extrem kurzfristig refinanziert. "Das ist ein Grundfehler, den viele Banken immer wieder begehen", sagt Hein auf Nachfrage von pressetext. Diese Strategie ist wegen Misstrauens jedoch nicht mehr möglich, was dazu geführt hat, dass "der Markt tot ist".

Wegen dieser Spekulationen der Depfa und Subprime-Einlagen des Mutterkonzerns hatte man bereits im Januar die Finanzmärkte mit hohen Belastungen aus der Kreditkrise geschockt. Da der Aktienkurs drastisch einbrach, nutzte der US-Investor JC Flowers die Chance und sicherte sich ein Viertel der Hypo-Real-Estate-Anteile. Zwar kamen die Belastungen aus der Finanzkrise der Muttergesellschaft überraschend, in der Höhe waren sie für das Unternehmen bislang aber noch aus eigener Kraft zu stemmen. Schließlich lagen sie niedriger als bei den meisten deutschen Landes- oder anderen Großbanken. Erst im Oktober 2007 hatte die Hypo Real Estate die Depfa für mehr als fünf Mrd. Euro übernommen.

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