pte20081114029 Unternehmen/Wirtschaft, Bauen/Wohnen

Endzeitstimmung am Golf: Finanzkrise erreicht Dubai

Investoren ziehen 50 Mrd. Dollar ab - Erste Bauprojekte bereits gestoppt


Investoren derzeit paralysiert (Foto: pixelio.de, Zillertaler2000)
Investoren derzeit paralysiert (Foto: pixelio.de, Zillertaler2000)

Dubai/Abu Dhabi (pte029/14.11.2008/13:54) Die Zeiten, in denen Dubai trotz der Kapriolen an den internationalen Börsen als Fels in der Brandung galt, sind gezählt. Immer mehr Investoren ziehen ihr Kapital ab, Bankenkonzerne verschärfen die Kreditvergabe und ehrgeizige Bauvorhaben werden aufgeschoben oder gänzlich gestrichen. "Die Krise ist voll und ganz in Dubai angekommen. So stürzte das Kursniveau der Börsen im Dubai Financial Market um 64 Prozent in die Tiefe. Investoren sind sehr vorsichtig geworden", sagt Werner Albeseder, geschäftsführender Gesellschafter des Kommunikations- und Finanzberaters Prime Consulting http://www.prime.co.at , im Interview mit pressetext.

Branchenkenner gehen wegen der weltwirtschaftlichen Situation mittlerweile sogar davon aus, dass sich das Wachstum der Arabischen Halbinsel nach einer globalen Rezession bis zu drei Prozentpunkte verlangsamen könnte. Doch nicht nur bei der staatlich kontrollierten Investment Dubai Corporation blinken die Warnleuchten. Auch die Regierung unter Scheich Mohammed ist alarmiert und hat bereits eine Task Force einberufen, die die Auswirkungen der Finanzkrise untersuchen soll. "Finanzdienstleister und vor allem Immobilienentwickler leiden massiv unter Cash-Problemen, wobei letztere vor kurzem angekündigt haben, einen umfassenden Personalabbau vorzunehmen", unterstreicht der vor Ort tätige Albeseder auf Nachfrage von pressetext.

Laut dem Dubai-Insider würde neben den ohnehin geringen Cash-Flows zunehmend auch der geringe Ölpreis als belastender Faktor hinzukommen. Obwohl die Regierung derzeit zu beschwichtigen versucht und darauf verweist, dass wichtige Bauvorhaben wie geplant umgesetzt und weniger relevante Projekte entweder gestrichen oder verschoben werden, machen sich Bedenken der Investoren breit. "Wegen der großen Unsicherheit am Markt verfallen vor allem die börsennotierten Investoren derzeit in eine Paralyse", so Albeseder weiter. Diese Abkühlung zeigt sich vor allem daran, dass der Immobilenmarkt mit fallenden Häuser- und Wohnungspreisen zu kämpfen hat.

Wie das Handelsblatt heute, Freitag, unter Berufung auf aktuelle Analysen der britischen Bank HSBC berichtet, fielen die Preise in der Region Dubai allein im Zeitraum von September auf Oktober dieses Jahres um vier Prozent. Damit scheint laut den Fachleuten das Ende des bereits seit 2003 andauernden Bau-Booms am Golf eingeläutet. Für die Flaute verantwortlich ist laut Albeseder vorrangig die Liquiditätskrise der lokalen Banken. So schätzt die Zentralbank Abu Dhabi, dass ausländische Investoren wegen der Finanzkrise bereits zwischen 40 und 50 Mrd. Dollar abgezogen haben. Da das umgeleitete Kapital in Dollar-Vermögen umgeschichtet sowie zur Kompensation von Börsenverlusten in New York und London verwendet wurde, weitet sich das Kapitalloch bei den meisten Golf-Instituten dramatisch aus.

Darlehen für die Finanzierung von Bauvorhaben verteuerten sich somit im Interbankengeschäft. So kletterte die dreimonatige Interbankenrate in den Arabischen Emiraten von 1,9 Prozent Ende Juni auf jetzt über 4,6 Prozent. Damit wurden Kredite für Immobilienrealisierer teurer. Die Vergabepraxis der Banken bei Krediten wird auch zunehmend restriktiver. Musste die Eigenkapital-Quote bei Hypotheken-Darlehen nur fünf bis zehn Prozent betragen, liegen die geforderten Vorraussetzungen diesbezüglich aktuell bereits bei mindestens 40 Prozent. Unterdessen werden selbst staatliche Großprojekte stärker durchleuchtet. Einige Baggerarbeiten auf der Palm Deira wurden bereits verschoben.

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